
Intermodaler Verkehr: Chancen, Herausforderungen und Zukunftsperspektiven
In einem virtuellen Roundtable-Gespräch diskutierten Gilbert Bal, Business Manager Hafen Rotterdam, Don van Riel, Geschäftsführer Trimodal Europe BV, Karl Schauer, Verkehrsdirektor LKW Walter, und Pieralberto Vecchi, CEO Ambrogio Intermodal, über die Zukunft des Intermodalverkehrs. Wir haben für Sie folgend die wichtigsten Punkte zusammengefasst. Das vollständige Interview finden Sie im Wascosa Infoletter Nr. 41.
Was ist intermodaler Güterverkehr?
Der intermodale Güterverkehr bezeichnet den kombinierten Transport von Gütern über verschiedene Verkehrsträger, vor allem Schiene und Strasse. Ziel ist es, die jeweiligen Vorteile optimal zu nutzen: die Flexibilität der Strasse und die Umweltfreundlichkeit sowie hohe Transportkapazität der Schiene.
Aktuelle Lage des intermodalen Güterverkehrs: Zwischen Rückgang und Neuorientierung
Im Jahr 2023 erlebte der intermodale Güterverkehr europaweit einen deutlichen Rückgang. Ursachen waren vor allem hohe Energiekosten, die Inflation sowie strukturelle Probleme wie geschlossene Tunnel und Engpässe an Terminals. Dennoch sehen Branchenvertreter die aktuellen Entwicklungen nicht nur als Krise, sondern auch als Chance für eine grundlegende Neuausrichtung.
Wirtschaftliche Rahmenbedingungen des Intermodalverkehrs
Steigende Energiepreise und die Kürzung staatlicher Subventionen setzen die Wettbewerbsfähigkeit des Schienengüterverkehrs stark unter Druck. Besonders auf der Nord-Süd-Achse herrscht ein intensiver Preiskampf, wodurch zusätzliche Kosten häufig nicht an die Kunden weitergegeben werden können. Für die Betreiber bedeutet dies, dass sie ihre Züge möglichst effizient einsetzen müssen. Pieralberto Vecchi erklärt: «Wenn ein Zug nicht zu mehr als 95% ausgelastet ist, bedeutet dies ein Verlustgeschäft.»
Zentrale Herausforderungen im intermodalen Güterverkehr
Engpässe bei der Infrastruktur und an den Terminals stellen derzeit eine der grössten Herausforderungen dar: Fehlende Abstellflächen, lange Wartezeiten und Baustellen wie an der Betuweroute schränken die verfügbaren Kapazitäten erheblich ein. Hinzu kommt, dass unterschiedliche Zuglängen und Regularien in den einzelnen Ländern eine effiziente Abwicklung erschweren. Verschärft wird die Situation durch den hohen Personalbedarf, denn sowohl Lokführer als auch technisches Fachpersonal sind knapp und wirken als limitierender Faktor.
Klimaziele als Wachstumstreiber
Die Reduktion von CO₂-Emissionen ist ein zentrales Argument für den Intermodalverkehr. Die Experten gehen davon aus, dass der Umweltaspekt in den nächsten Jahren ein entscheidender Wettbewerbsvorteil werden wird. Karl Schauer merkt an: «Wir beobachten, dass sich die Kunden zunehmend mit dem Thema beschäftigen. Auch stellen wir für Unternehmen vermehrt Emissionszertifikate aus. Allerdings führt das höhere Bewusstsein der Kunden im Moment noch nicht dazu, dass sie für die Bahn auch mehr zahlen. Einen solchen Effekt erwarten wir erst in ein bis zwei Jahren, wenn das Thema weiter an Fahrt gewonnen hat.» Gilbert Bal ergänzt: «Insbesondere grössere Unternehmen wie z. B. IKEA versuchen bereits heute ihren CO2-Ausstoss zu reduzieren, weil sie wissen, dass sie nicht zuwarten können, bis die CSRD-Richtlinien 2025 in Kraft treten.» Für kleinere Unternehmen fehle hingegen oft noch das Wissen und die Erfahrung im Umgang mit Bahntransporten. Hier sehen die Experten erhebliches Potenzial, um das Bewusstsein zu stärken.
Zukunftsperspektiven und Lösungsansätze des intermodalen Verkehrs
Trotz der aktuellen Schwierigkeiten sehen die Experten erhebliche Wachstumschancen. Ein wesentlicher Ansatzpunkt für die Zukunft des Intermodalverkehrs liegt in gezielten Investitionen in die Infrastruktur. So wurde im Rotterdamer Hafen gemeinsam mit dem Partner Pro Rail eine Logistik-Vision entwickelt, die aufzeigt, wie die Schieneninfrastruktur bis 2040 verbessert werden soll. Bereits heute steht mit der Caland-Brücke ein neuer Übergang an der Haupthafenlinie zur Verfügung. Zudem sind zusätzliche Gleisanlagen auf der Maasvlakte geplant, die bestehende Strecken miteinander verbinden werden. Dadurch soll der Güterverkehr künftig in beide Richtungen fliessen können, was das Rangieren zu und von den Terminals erleichtert und bestehende Engpässe abbaut.
Darüber hinaus spielen technologische Innovationen eine wichtige Rolle. Mit dem Programm „Rail Connected“ wurde am Rotterdamer Hafen ein Projekt gestartet, das Unternehmen digital miteinander vernetzt, Abläufe effizienter gestaltet und die Pünktlichkeit im Schienengüterverkehr erhöht. Während Gilbert Bal darin einen wichtigen Schritt zur Stärkung des Intermodalverkehrs sieht, gibt Pieralberto Vecchi zu bedenken, dass technische Neuerungen zwar Fortschritte bringen, für Betreiber von Ganzzügen aber weniger entscheidend sind. Aus seiner Sicht liegt der grösste Hebel vielmehr in Zügen, die reibungslos funktionieren und zuverlässig ihr Ziel erreichen.
Schliesslich hängt die Zukunft des kombinierten Verkehrs auch stark von politischer Unterstützung ab. Staatliche Subventionen und eine gezielte Förderung der Schiene sind notwendig, um die Wettbewerbsfähigkeit gegenüber Strasse und Binnenschifffahrt langfristig zu sichern.
Fazit
Intermodaler Verkehr steht aktuell vor grossen Herausforderungen, doch die langfristigen Chancen sind enorm. Mit Investitionen, Innovationen und klarer politischer Unterstützung kann er entscheidend dazu beitragen, die Klimaziele im Güterverkehr zu erreichen und den wachsenden Anforderungen an nachhaltige Logistik gerecht zu werden.
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